Wie das Thema einer Bachelor Thesis oder Hausarbeit entsteht, ist ganz vielfältig und unterschiedlich. Dieser Beitrag zeigt die Unterschiede zwischen der Themenwahl und -vorgabe in Schule und Studium und macht deutlich, warum beides von Vorteil sein kann.
Themenwahl bei schriftlichen Arbeiten in der Schule
Es gibt Dozenten, häufig ist das im Schulunterricht und in der Ausbildung noch der Fall, die Themen fest vorgeben. Das kann mehrere Gründe und Vorteile haben. Zum einen kann die Lehrperson ein auf den Schüler zugeschnittenes Thema auswählen, damit dieser
- sich im Schreiben erproben kann
- sich in einer Thematik bewegen kann, die ihm liegt
- sich in ein neues Themengebiet einarbeiten und den anderen Schülern der Klasse vorstellen kann oder
- noch für die Benotung benötigte Leistungen in einem Fach erbringen kann.
Bei unfreiwilligen und vorgegebenen Hausarbeiten in unliebsamen oder neuen Themen können recht schnell Blockaden und Glaubenssätze entstehen, wie:
- „Das Thema ist so schwierig, das verstehe ich niemals.“
- „Darauf hab ich keinen Bock. Das ist doch Absicht, um mich reinzureißen!“
- „Ich weiß gar nicht, wie das geht. Da fall ich bestimmt durch.“
Lehrkräfte lassen die Schüler vermutlich die Hausarbeiten, welche ja auch wissenschaftliche Arbeiten sind, in einem Thema schreiben, in dem sie selbst sehr bewandert sind. Das erleichtert die Beurteilung und Benotung sowie die Verteidigung der Bewertung im Diskussionsfall. Gleichzeitig kann die Lehrperson eine Stütze für die ersten akademischen Schreiberfahrungen ihrer Schüler sein und wertvolle Hinweise für das zukünftige schulische und wissenschaftliche Schreiben geben. Darauf kann schrittweise aufgebaut werden. Denn die Lehrperson kann abschätzen:
- auf welchem Niveau ein Schüler sich gerade bewegt
- welche Themen und Fragestellungen er bewältigen kann
- welche seine Fähigkeiten er ausbauen kann.
Ein vorgegebenes Thema entspricht zwar nicht unbedingt den Interessen eines Schülers oder Studenten, doch kann es als Chance gesehen werden, ein ausreichend eingegrenztes Thema wissenschaftlich zu erarbeiten und Erfahrungen zu sammeln.
Themenwahl bei Bachelorarbeit oder Hausarbeit
Offener und flexibler für die Wahl der Themen zeigen sich in der Regel die Dozenten und Professoren an den Hochschulen. Zum einen dürfen sie eine gewisse Schreiberfahrung bei den Studenten voraussetzen – unabhängig davon, wie gut diese tatsächlich ausgeprägt ist – und zum anderen ist der Anspruch höher: Das bedeutet, während in der Schule noch allein Inhalt und Logik im Fokus stehen, dominiert im Studium häufig die Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik verbunden mit der Vertiefung zu einem bestimmten Thema. Neben dem Inhalt schaut ein Professor im Studium vor allem auf:

Und in diesen Punkten spiegeln sich auch die Erfolgsfaktoren des wissenschaftlichen Schreibens wider.
In der Regel lässt die Fachrichtung oder das Semesterthema einen großen Spielraum für Ihre Themenfindung. Das eigene Thema muss allerdings auch erst einmal konkret formuliert und mit einer Forschungsfrage oder Zielstellung verknüpft werden. Die Entwicklung eines geeigneten Themas läuft über mehrere Schritte.
Wie kommst du nun zu einem für dich geeigneten Thema? Das erfährst du hier in Form eines mehrschrittigen Vorgehens, bei dem du die einzelnen Schritte beliebig oft widerholen und ergänzen kannst. Um die Vorgehensweise möglichst praxisnah vermitteln zu können, wählen wir als Studienfach Soziale Arbeit.
Bitte beantworte folgende Fragen und notiere deine Ergebnisse. Du solltest gerade am Beginn alle Ideen notieren und erst später einzelne Ideen wieder herausstreichen und verwerfen.
Schritt 1: Selbstreflexion
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- Welche Bereiche der Sozialen Arbeit interessieren dich besonders?
- Welche persönlichen Erfahrungen haben dich geprägt oder für ein bestimmtes Thema sensibilisiert?
- Welche aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen findest du relevant?
Tipp: Nimm dir Zeit und schreibe alles auf, was dir zum Thema einfällt, auch scheinbar unzusammenhängende Gedanken.
Schritt 2: Analyse der Seminar und Vorlesungen
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- Welche Fächer, Module, Seminare haben dich besonders interessiert und/oder einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
- Welche Aspekte aus den Seminaren und Vorlesungen möchtest du genauer betrachten und ggf. auch erforschen?
- In welchem fachlichen Bereich möchtest du eine Expertin oder ein Experte werden?
Tipp: Überprüfe, welche Schnittpunkte es zwischen deinen Interessen und den Themen gibt, die in deinem Studiengang behandelt wurden. Visualisiere deine Ergebnisse.
Schritt 3: Literaturrecherche
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- Suche in wissenschaftlichen Datenbanken nach aktuellen Publikationen zu deinen Interessensgebieten.
- Nutze den Katalog deiner Universitätsbibliothek, um Bücher und Artikel zu finden.
- Mit Google Scholar kannst du gezielt nach wissenschaftlichen Arbeiten suchen.
- Nutze KI-Tools wie ChatGPT, um dir beim Brainstorming zu helfen. Gib der KI ein allgemeines Thema/Schlagwort oder bereits spezifische Aspekte/Gedanken und lass dir weitere Ideen generieren.
- Verfeinere deine Recherche, indem du in die Suche konkret deine bevorzugten Themen und Aspekte einbeziehst.
Schritt 4: Eingrenzung des Themas
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- Konkretisiere ein oder mehrere Themen.
- Prüfe Machbarkeit und Umfang dieser Themen im Einzelnen und nimm ggf. Eingrenzungen vor, bspw. durch Fokussierung einen bestimmten Zeitraum, einen bestimmten Ort oder eine Region und/oder durch Auswahl eines bestimmten Aspekts des Themas.
- Überlege dir, mit welcher Forschungsmethode – sofern erforderlich – du das Thema erarbeiten, dein Ziel erreichen bzw. die Forschungsfrage beantworten möchtest.
Tipp: Nutze den Flow aus deinem Rechercheprozess und entwickele mehrere Themenansätze. Ordne deine Erkenntnisse den möglichen Themen zu. Dokumentiere deine Ergebnisse sauber und systematisch.
Schritt 5: Formulierung der Forschungsfrage
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- Formuliere eine klare und präzise Forschungsfrage. Auch hierbei können KI-Systeme unterstützen und Ideen bzw. Vorschläge unterbreiten.
- Prüfe, ob die Forschungsfrage im geplanten Umfang und zeitlichen Rahmen deiner Arbeit beantwortet werden kann.
- Schätze ein, welchen Beitrag deine Arbeit – eher bei Bachelor- und Masterarbeiten – Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion deine Arbeit leistet.
Tipp: Je nach Umfang der Arbeit kann es hilfreich sein, mehrere Forschungsfragen zu formulieren.
Schritt 6: Konsultation des Betreuers/Prüfers
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- Vereinbare mit dem Betreuer oder deiner Betreuerin einen Beratungstermin, stelle dort deine bisherigen Ergebnisse vor und lasse dich beraten.
- Sofern möglich, arbeite gemeinsam mit deinem Betreuer bzw. der Betreuerin an der Feinabstimmung deines Themas.
Tipp: Auch wenn dir dein Betreuer bzw. deine Betreuerin als pedantisch oder sehr kritisch vorkommt, nimm seine oder ihre Ideen als Vorschläge an. Notiere möglichst genau die Vorschläge und setze sie um. Nicht selten sind mehrere Anpassungs- und Verfeinerungsrunden erforderlich, um ein gutes Thema für eine Bachelorarbeit entwickelt zu haben.